Vom Lausbuben zum Paralympics-Sieger

Am 31. Dezember 1966 erblickte ich im oberbayerischen Penzberg das Licht der Welt. Gut behütet wuchs ich als mittlerer von fünf Brüdern am Fuße der Alpen auf.

Ich war 15 Jahre alt und hatte gerade eine Ausbildung zum Maschinenschlosser begonnen, als sich von einem Augenblick auf den anderen mein Leben schlagartig änderte. Es war der 13. April 1983, daran erinnere ich mich noch genau.

Der Unfall

Wir spielten – wie so oft – auf einem stillgelegten Teil des Penzberger Bahnhofes, als ich beim Springen über die Wagons eines alten Zuges mit der linken Hand eine Starkstromleitung streifte. 16.000 Volt schossen durch meinen Körper.

Die Folgen waren verherend: Im Krankenhaus wurden mir der linke Arm und mehrere Zehen amputiert. Nichts sollte mehr so sein wie früher. Ich fiel in ein Loch, verfiel dem Alkohol und nahm fast 50 Kilogramm an Körpergewicht zu.

Zurück ins Leben

Erst das Treffen mit meiner heutigen Frau Sabine half mir wieder zurück ins Leben. Ihr zuliebe nahm ich ab und legte mir einen gesünderen Lebenswandel zu. Heute haben wir zwei Kinder: Julia und Max.

Den Weg zum Sport fand ich 1997. Mit meinem Bruder Mario startete ich bei der Pfaffenwinkel-Radrundfahrt, einer Rad-Touren-Fahrt in der nahen Umgebung. Ohne Vorbereitung schaffte ich die 170 Kilometer.

1999 startet ich bei meinem ersten richtigen Rennen, einem Einzelzeitfahren. Mein Ehrgeiz war geweckt. Fortan startete ich jedes Jahr bei Wettkämpfen. Mit der Zeit wurde ich immer besser.

Der Weg zum Leistungssport

Bis 2003 trainierte ich als Hobbyfahrer. 2004 stieß ich dennoch in andere Sphären vor: Sieben Siege und weitere gute Ergebnisse standen am Ende der Saison zu Buche. Nicht etwa in der Behindertenklasse sondern bei den Gesunden!

Aufgrund der guten Leistungen wurde ich Mitte Oktober 2004 in den Landeskader Radsport des Behinderten- und Versehrtensportverband Bayern aufgenommen. Ab Februar 2005 trainiert ich dann gezielt nach den Vorgaben eines Trainer.

Von Anfang an Vollgas

Bereits in meiner ersten Saison im Nationaltrikot wurde ich dreifacher Deutscher Meister, holte den prestigeträchtigen Sieg im Europacup. Erfolge, von denen ich zuvor nie gewagt hätte zu träumen.

2006 konnte ich die nationalen Titel und den Europacup-Sieg erfolgreich verteigen. Die abschließende Krönung der Saison war jedoch die Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Aigle/Schweiz. Hier konnte ich alle Kritiker überraschen – am meisten mich selbst: Nach Bronze und Silber holte ich auch den Weltmeistertitel auf der Straße.

Im darauffolgenden Jahr bestätigte ich meine Leistungen. Ich holte erneut nationale Meistertitel und Medaillen bei der WM. Bei den panamerikanischen Spielen in Kolumbien gewann ich ebenfalls Edelmetall. Fortan stand allerdings ein Ziel im Vordergrund: Die Teilnahme an den Paralympics 2008 in Peking.

Auf dem Olymp

Dafür trainierte ich hart wie nie. In Peking war ich auf den Punkt topfit: Nach Silber und Bronze auf er Bahn gewann ich im abschließenden Einzelzeitfahren Gold – eine Leistung, an die ich selbst nicht gelaubt habe.

Das Podium des Paralympischen Zeitfahrens in Peking 2008

Das Podium des Paralympischen Zeitfahrens in Peking 2008